Vereinsgeschichte 1951 - 1971

von Hans-Joachim Schumacher (2004)

1951 - 1968

In diesem Zeitabschnitt wurden vom neuen Vorsitzenden Willi Kiel und seinem Schriftführer Ewald Hambloch, später Fritz Krämer und Kassierern Ewald Meister und später Otto Saßmann mit tatkräftiger Hilfe vieler Schützenbrüder die Weichen für eine sehr gute Weiterentwicklung des Vereins richtig gestellt.

Der neue Vorsitzende Willi Kiel -vorne rechts- marschiert mit dem längstamtierenden -von 1939 bis 1951- Schützenkönig Otto Nothacker -vorne links- zum Sportplatz. Viele unvergessliche Kameraden folgen ihnen.

1951

Am 14. Juli war es endlich soweit. In bescheidener Ausstattung, aber würdevoll, marschierten die Schützen durchs Dorf zum Sportplatz, um dort mit dem Bahndamm als Kugelfang ihren König zu ermitteln.

Ehrenoberst Jakob Müller bei Abgabe des Ehrenschusses zugunsten des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss

Damals war ein solch „freies“ Schießen noch möglich. Heute wird mit einem eingeschienten Gewehr nach oben auf den von einem großen Kugelfang umgebenen Königsvogel geschossen. Kurz nach Gründung der Bundesrepublik waren eben der Behördenaufbau und die damit verbundene Reglementierung noch nicht so perfekt wie heute. Passiert ist aber auch damals nichts.

Der Schützenbruder Werner Groos holte schließlich unter großem Jubel der zahlreichen Zuschauer mit einem glücklichen Schuss den Vogel von der Stange und wurde damit der 1. Littfelder Schützenkönig nach dem Zweiten Weltkrieg.

Was dann folgte, war ein rauschendes Fest am 14. und 15. Juni auf dem Sportplatz unter überaus großer Teilnahme der Dorfbevölkerung. Der Erlebnishunger nach dem schrecklichsten aller Kriege war groß, die Mobilität der Menschen gering und der Vereinsstörer Fernsehen noch nicht präsent. Jedenfalls war damit der 10-jährige Reigen der großen Schützenfeste im Dorf eröffnet.

1952 - 1957

Trotz großer Festerfolge in den 50er Jahren wurde der Verein nicht zum reinen Schützenfestverein, wie sie häufig im Sauerland anzutreffen sind. Der andere Vereinszweck - Sportschießen - wurde aus kleinen Anfängen immer weiterentwickelt.

1952

konnten die Schützen endlich wieder ihr Heim an der Limbachstraße in Besitz nehmen, nachdem die einquartierte Familie Becker ausgezogen war.
Ein Jahr später erreichten aktive Mitglieder in Eigenleistung die Elektrifizierung des fast 2 km vom Dorf entfernten Schützenheims. Die erforderlichen Holzmasten stiftete die Haubergs- und Waldgenossenschaft Littfeld.

1954

nahm man auf einem provisorischen Schießstand das KK-Schießen auf. Bei schlechtem Wetter zog man Planen über das Holzgestänge.
Für das Luftgewehrschießen war das Schützenheim mit dem größten Raum von 6 x 6 m zu klein. Im Saal der Gastwirtschaft Wetter wurde fleißig geübt.

Beachtliche Erfolge stellten sich ein. Der Anschluß an die große Littfelder Sportschützentradition glückte mit der Teilnahme an den Landesmeisterschaften in Hagen.

Unsere Teilnehmer an der Landesmeisterschaft in Hagen, v.l.: Friedhelm Hambloch, Willi Kiel, Karl-Heinz Berens, Manfred Hoffmann, Adalbert Junk

Die ersten Versuche mit einer Scheibentransportanlage im 50m KK-Schießstand. Links: Friedhelm Schumacher, rechts: Manfred Hoffmann

1956

gelang dem erfolgreichen Sportschützen Manfred Hoffmann, der auch ein guter Techniker war, der Aufbau einer 50 m Scheibentransportanlage. Im selben Jahr konnten dadurch in Littfeld die KK-Kreismeisterschaften veranstaltet werden.

1956 war auch in anderer Hinsicht ein besonderes Vereinsjahr. Der Verein bekam mit Ingrid Dreute die 1. Schützenkönigin. Das war damals noch eine Seltenheit. Die neue Königin gehörte zu dem kleinen Kreis von Majestäten, die sich nicht nur feiern ließen, sondern dem Verein auch neue Impulse gaben. Sie stiftete den Wanderpokal „Rund um den Kindelsberg“, den die umliegenden Vereine Müsen, Ferndorf, Kreuztal, Eichen, Krombach und Littfeld etliche Jahre in Freundschaft unter sich ausschossen.

Überhaupt ist der damalige Einstieg der Frauen in das Vereinsgeschehen nur zu begrüßen. Schießen ist eine der ganz wenigen Sportarten, in denen die Leistungen der Frauen und Männer absolut gleichwertig sind. Die neue Schützenkönigin erreichte mit ihren Mannschaftskameradinnen Gerda Jung, Anneliese Kiel und Margret Vogel im selben Jahr den Kreismeistertitel im Luftgewehrschießen. Der Grundstein für andauernde Erfolge der Sportschützinnen war gelegt.

1958

Ein wichtiges Jahr für die weitere Entwicklung des Vereins, der inzwischen von mehr als 200 Mitgliedern getragen wurde. Man beschloss, den bisherigen provisorischen KK-Schießstand unter Dach und Fach zu bringen. Die Schützen schafften das in Eigenleistung in einem halben Jahr unter der Leitung des Schützenbruders Oskar Siebel, der auch im selben Jahr Schützenkönig wurde.

Der Ursprungsraum von 6 x 6 m aus dem Jahre 1927 hatte nun einen Anbau von 6 x 7 m bekommen, aus diesem konnte man auf 4 Ständen ins Freie die 50 bzw. 100 m Ziele anvisieren. Man konnte in dem größeren Gesamtraum auch Luftgewehr schießen. Gleichzeitiges Luftgewehr- und KK-Schießen war aber nicht möglich.

1959

Die Vereinsverantwortlichen standen vor einem neuen Problem. Auf dem Sportplatz konnte wegen Umbauarbeiten kein Festzelt aufgestellt werden, wie es bislang üblich war. Schlagartig wurde in diesem Punkt die unsichere Lage des Schützenvereins klar. Der Sportplatz gehörte zunächst zur Hälfte der Gemeinde Littfeld und zur anderen Hälfte dem Turnverein. Dieser bemühte sich, den Platz ganz zu erwerben. Die Gemeinde gab dem nach, aber nur unter der Bedingung, dass alle Ortsvereine einmal im Jahr auf dem Sportplatz ein großes Fest feiern durften. Den Schützen war diese Sach- und Rechtslage zu unsicher, sie erwarben von der Gemeinde Littfeld ein Grundstück von etwa 2.800 qm, also etwas größer als ein halbes Fußballfeld, welches dem Gelände des Turnvereins und seiner Halle gegenüberlag. Eigentlich war dies eine Fehlinvestition, weil man auf einem solch kleinen Platz mitten im Dorf oberirdisch keinen KK-Schießsport betreiben konnte. Eine unterirdische Ausübung hätte die finanziellen Möglichkeiten des Vereins bei weitem überstiegen. Es blieb also nur die einmalige Nutzung im Jahr als Festplatz. Dafür war die Investition aber zu teuer. Durch glückliche Umstände erwies sie sich später aber als Hebel, um den Verein endgültig auf eine sichere Grundlage zu stellen.

1960 und 1961

konnten nur 2 Könige für sich in Anspruch nehmen, ihr Schützenfest auf Vereinsgelände mitten im Dorf gefeiert zu haben.

Willi Bald hoch auf den Schultern von Horst Richstein und Paul-Gerhard Dreute nach dem geglückten Königsschuss

SM König Adolf Dittmann mit Schützenoberst Albert Scheiner

1962

Es war das Jahr der großen Veränderung. Der Verein machte einen Riesenschritt nach vorn. Nach erfolgreichen Verhandlungen mit der damals noch selbstständigen Gemeinde Littfeld tauschte man das erst vor 3 Jahren erworbene Festplatzgelände im Dorf gegen das mehr als dreimal so große Gelände in der Limbach, welches man bislang 35 Jahre nur pachtweise genutzt hatte. Von nun an baute man nicht mehr auf fremdem, sondern auf eigenem Boden. Dieser günstige Abschluss war möglich, weil er der beiderseitigen Interessenlage entsprach. Für den Schützenverein war sein Grundstück im Dorf für Sportzwecke relativ wertlos, während das große Grundstück in der Limbach wegen seiner abseitigen Lage in einem nach drei Seiten aufsteigenden Talende für die Ausübung des Schießsports von unschätzbarem Wert war. Für die Gemeinde Littfeld lagen die Interessen genau umgekehrt. Sie wollte das Dorfgrundstück für Industrieansiedlung haben, während der Weidekampen in der Limbach für sie ohne Interesse war, weil die Dorfbewohner fast alle ihr Vieh infolge des Wirtschaftsaufschwungs nach dem Krieg abgeschafft hatten.

Auch die Durchführung der Schützenfeste änderte sich jetzt. Die Zeit der großen Zeltfeste im Dorf sollte für mehr als 2 Jahrzehnte mit Ausnahme 1965 vorbei sein. Wie kam es dazu? Ein gewisser Abnutzungseffekt war unverkennbar. Andere Zerstreuungsmöglichkeiten und das immer mehr aufkommende Fernsehen und das immer mehr vorhandene eigene Auto hatten zugenommen. Dies hatte sinkende Einnahmen zur Folge, während die Ausgaben für Zelte, Wirtschaft, Musik usw. stiegen. Kurz und schlecht: Es blieb nichts mehr übrig.

Der Meisterschütze Reinhold Mankel auf den Schultern von Heinz Schneider und Heinrich Stoll. Links; Gerhard Wied, Peter Stenzel, Fritz Krämer, Georg Stenzel sen.; rechts: Schützenoberst Albert Scheiner und Polizeimeister Otto Langenbach in der Schießanlage im Limbachtal

In dieser Situation entschloss man sich, auf dem eigenen Gelände in der Limbach zu feiern. Über ein selbst gefertigtes Holzgestänge wurden Zeltplanen gezogen. Bewirtung und Schießbude übernahm man selbst. Die Erträge stiegen, die Aufwendungen sanken, es blieb wieder ein Gewinn.

1963

bemühte man sich sogleich, das etwa 2 hintereinanderliegende Fußballfelder große eigene Grundstück in der Limbach in eine für den Verein dienliche Bodenform zu bringen. Dabei gelang der Vereinsführung wieder ein guter Schachzug.

Dem interessierten Bauunternehmer Falkenhahn erlaubte man, in dem von der Limbach durchflossenen, für Vereinszwecke unbrauchbaren Grundstücksteil, Fischteiche anzulegen. Dafür musste er den bei weitem größeren, mäßig abschüssigen Teil planieren. Große Erdbewegungen waren die Folge.

Der Verein gewann:
1) Einen Zuweg zum Vereinsgelände über den Weiherdamm.
2) Einen großen Parkplatz von etwa 40 x 80 m vor dem Schützenheim.
3) Ein durch Erdwälle geschütztes Schießgelände hinter dem Schützenheim.

So kam man trotz ewiger Geldnot vorwärts.

Mit Vertrag vom 01.04.1966 erlaubte der Vorstand dem Jägerhegering das monatliche Tontau-benschießen in den Sommermonaten innerhalb der KK-Schießanlage. Allerdings setzte der Vorsitzende, der selbst auch Jäger war, das Entgelt zu gering an. Dadurch ist es bis heute schwierig, einen angemessenen Preis zu erzielen.

1968

trat Willi Kiel im Alter von 58 Jahren wegen angeschlagener Gesundheit vom Vorsitz zurück. Er war bisweilen im Umgang nicht gerade einfach. Gleichwohl gebührt ihm hohe Anerkennung, weil er alle Gelegenheiten gut nutzte, um den Verein und das Schützenwesen nach vorn zu bringen.

1968 - 1971

Anfang 1968 wurde Willi Kiel durch Wahl zum Ehrenvorsitzenden auf der JHV gewürdigt. Gleichzeitig wurde ein neuer geschäftsführender Vorstand gewählt.
Vorsitzender wurde Hans Joachim Schumacher - 36 Jahre alt
Schriftführer blieb Fritz Krämer - 57 Jahre alt
Kassierer wurde Walter Jung - 35 Jahre alt.

Welche Ziele waren zu verfolgen, welche Aufgaben zu bewältigen?
Es war offensichtlich, dass damals mit großen Schützenfesten ein hohes Finanzrisiko verbunden war und nur mit viel Glück vielleicht ein kleiner Gewinn zu erzielen war. Der Vorstand kam überein, es deshalb vorerst bei der bisherigen Durchführung der Schützenfeste, nämlich Königsschießen und Fest in der Limbach, zu belassen.
Im Bereich Sportschießen sah dagegen der neue Vorstand die Aufgabe und die Möglichkeit, den Verein weiter vorwärts zu bringen.

1968

Sofort machte sich eine Arbeitsgruppe von 10 – 15 Mann, hauptsächlich Sportschützen, ans Werk. Wenn man von den 4 vorhandenen Ständen aus KK schießen wollte, musste man erst die Gehmannkästen als Zielvorrichtung 50 m aus dem Schützenheim schleppen. Die ursprünglich vorhandenen Scheibenzuganlagen hatte man aufgegeben, um den Platz auch anderweitig nutzen zu können. Unter Mithilfe des Vorsitzenden und des Kassierers, die auch Sportschützen waren, wurde 50 m vom Schützenhaus entfernt ein Zielhaus gebaut. Dort konnten die Gehmannkästen jetzt dauerhaft bleiben. Die dorthin führenden Elektrokabel wurden unterirdisch verlegt.
Ein Ärgernis blieb nach wie vor, dass man nicht gleichzeitig LG und KK schießen konnte, weil man mit dem Luftgewehr quer durch den KK-Stand schießen musste, um die vorgeschriebene Distanz von 10 m zu erreichen. Der Vorstand plante deshalb den Anbau einer neuen Luftgewehrhalle nach nebenstehender Skizze:

Die Größe der neuen Halle wurde deshalb so gewählt, weil man zwei Mannschaften – damals bestand eine Mannschaft aus 4 Schützen – gleichzeitig schießen lassen wollte und hinter den Schützen ausreichender Ruheraum sein sollte. Nach Schätzung des Architekten Jung würde der geplante Anbau etwa 100.000,00 DM kosten. Mit einem Schlag würde man die bisher in 4 Jahrzehnten erreichte überbaute Fläche verdoppeln.
Der erste Schritt zur Erreichung des hochgesteckten Ziels war der Abbruch der zum Abriss freigegebenen Kindergartenbaracke in Krombach. Die schonend abgebrochenen Teile wurden nach Lkw-Transport seitlich hinter dem Schützenheim unter Abdeckung gelagert.
Trotz aller Arbeit wurde der Schießsport nicht vernachlässigt. Die 1. Mannschaft mit Karl Heinz Berens, Horst Kiel, Alfred Rink und Peter Stenzel sowie weitere Mannschaften errangen beachtliche Erfolge.

 
Dann kam das Schützenfest und brachte eine Riesenüberraschung. Der „auswärtige“ Paul Dittmann schoss den Vogel ab. Er wohnte schon seit langem in Aegidienberg im Siebengebirge und stammte aus der dem SV Littfeld treu verbundenen Krombacher Schützenfamilie Dittmann, die nun schon den 3. Schützenkönig stellte.
Der neue König unterstützte den Verein und stiftete u. a. einen vergoldeten Pokal, der zwischen dem SV Littfeld und dem SV Aegidienberg ausgeschossen werden sollte.

 

1969

wurde wieder ein Jahr der Veränderungen und Überraschungen.
Am 1. 1. 69 wurde die selbstständige Gemeinde Littfeld in die neue Stadt Kreuztal einge-meindet, natürlich ohne die betroffenen Bürger vorher zu befragen, was ja in Deutschland leider schon immer üblich war. Littfeld bestand aber schon mehr als 500 Jahre, als es den Ort Kreuztal überhaupt noch nicht gab. Kreuztal war bei der Volkszählung 1818 noch nicht vorhanden, während Littfeld schon um 1300 schriftlich nachweisbar ist. Littfeld war in den vergangenen Jahrhunderten lange Zeit nach Siegen der bevölkerungsreichste Ort im Siegerland wegen der vielen im Bergbau benötigten Arbeitskräfte. Das alles ist für den Schützenverein Ansporn, den Namen Littfeld in seinem Vereinsnamen zu erhalten und zu verbreiten, was am besten durch hervorragende sportliche Leistungen möglich ist.
Bei der Durchführung des jährlichen Schützenfestes ging der Vorstand neue Wege. Königskrönung und Schützenball fanden erst eine Woche nach dem Vogelschießen in der Limbach statt, um den neuen Majestäten Zeit zu geben (Beschaffung von Festkleidung, Zusammenstellung des Hofstaates usw.). Zudem sollte der Schützenball erstmalig im Nachbarort in der Krombachhalle stattfinden. Würde die Halle annehmbar voll werden? Sie wurde es!

Der allseits beliebte junge Sportschütze Peter Stenzel zog als neuer Schützenkönig in die Krombachhalle ein.
Das Ganze wurde eine zunächst sehr feierliche, dann aber ausgesprochen fröhliche Veranstaltung.

Littfelder Schützen mit dem errungenen Pokal vor der Dampferfahrt auf dem Rhein

Aber auch der vorjährige Schützenkönig Paul blieb nicht untätig und lud zum Pokalschießen nach Aegidienburg ein. Daraus wurde für die Littfelder Truppe ein Wochenendausflug mit Pokalerfolg am Samstag und Dampferfahrt auf dem Rhein am Sonntag.

Eine weitere zugleich angenehme wie auch unangenehme Überraschung brach in das Vereinsgeschehen ein. Der Vereinswirt Erich Katz fand auf dem Speicher seiner Wirtschaft die uralte Gründungsurkunde von 1867. Natürlich erfüllte das alle Schützenfreunde einerseits mit Freude und Stolz, andererseits aber hatte der vorherige Vorstand das 100jährige Jubiläum 1967 aus Unkenntnis verpasst. Das war nun nicht mehr zu ändern.
Das Wichtigste aber war der Beginn der Bauarbeiten an der neuen Luftgewehrhalle. Ein Bautrupp von etwa 15 Mitgliedern unter Einschluss des geschäftsführenden Vorstandes fand sich zusammen und nahm das Vorhaben in Angriff. Fundamente wurden gelegt und massive Außenmauern aus Hohlblocksteinen hochgezogen. Ältere, nicht mehr arbeitsfähige Schützenbrüder erschienen und stifteten zur Durstlöschung Getränke. Mehr als einmal spendierte der Vereinswirt dem Bautrupp abends nach getaner Arbeit in seinem Lokal ein Essen, dem dann in der Regel ein feuchtfröhlicher Kameradschaftsabend folgte. Als die Außenmauern die geplante Höhe erreicht hatten, setzte Schneefall ein und beendete die Bauarbeiten. Ein langer, harter Winter wurde aber die Basis für eine neue sportliche Aktivität.
Der Vorstand veranstaltete in der Limbach einen Biathlonwettbewerb unter Mitwirkung des damaligen Kreisvorsitzenden Kurt Puglierin und seines SV Weidenau. Es wurde ein voller Erfolg, obwohl damals der Biathlonsport noch in den Kinderschuhen steckte und bei weitem noch nicht den Stellenwert wie heute hatte. Leider konnte diese Entwicklungslinie nicht weiter verfolgt werden, weil es in einer Höhenlage von 350 m keine Schneesicherheit und damit auch keine Terminsicherheit gibt.

1970

Der Anbau der Luftgewehrhalle wurde mit allen Mitteln vorwärts getrieben. Es wurde jetzt klar, dass die geschätzten Lohnkosten von 60.000,00 DM nicht anfallen würden, weil alles in unentgeltlicher Eigenleistung errichtet werden würde. Sorgen machten die geschätzten Baustoffkosten von 40.000,00 DM. Aber auch diese Klippe konnte überwunden werden.

1) Vom Kindergartenabbruchmaterial konnte einiges (Fenster, Holzdecken) verwendet werden.
2) Einige Arbeitgeber von Schützen schenkten Material.
3) In mehr als einer Vorstandssitzung flogen nach eingehenden Beratungen Geldscheine auf
den Tisch. Einmal kamen mehr als 1.000,00 DM zusammen.
4) Den guten Beispielen des Vorstandes folgte eine Haussammlung.
5) Die Gewinne aus dem Ostereierschiessen, den Schützenfesten und den herbstlichen Stern-
schießen wurden eingesetzt.
6) Letztendlich musste nur eine Grundschuld von 6.000,00 DM aufgenommen werden.

Das alles verschaffte den Littfelder Schützen gesundes Selbstbewusstsein und Zusammenhalt.
Öffentliche Zuschüsse dagegen schaffen eine Mitnahmementalität und erzeugen, bei wem auch immer, Neid und Missgunst. Im Herbst konnte schon Richtfest gefeiert werden.

Die "Baukolonne" in einer schöpferischen Pause; v.l.: Hans-Joachim Schumacher, Peter Stenzel, Josef Günther, Karl-Heinz Berens, Armin Fischer, Willi Bald, Georg Stenzel, Walter Jung und Ludger Groß-Bölting. Den Biervorrat zählt Gerhard Wied

 

 

Richtfest - Luftgewehrhalle

Der Herbst 1970 war auch in anderer Hinsicht für den Verein bedeutungsvoll. Die verstärkte
Sportförderung, zu der ja letztlich auch der Sporthallenbau gehörte, zeigte nun auch den ersten großen personellen Erfolg. Gerd Saßmann war der erste Littfelder Schütze, der sich die Teilnahmeberechtigung an der Deutschen Meisterschaft erkämpft hatte.

 

Gerd Saßmann (2v.l) wird zur vereinshistorischen 1. Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft in Wiesbaden begleitet von Hans Joachim Schumacher (r), Karl Heinz Berens (2v.r.) und Hermann Groos (l.)

Das ungewohnte Luftgewehrschießen ins Freie führte dazu, dass Gerd Saßmann nicht ganz seine vorherigen Spitzenleistungen erreichte. Trotzdem, der Name des Schützenvereins Littfeld tauchte erstmals bei einer Deutschen Meisterschaft auf und ist dort bis heute dank vieler erfolgreicher Nachfolgerinnen und Nachfolger nicht wieder verschwunden.

 

Ist es richtig, die Bedeutung eines Schützenvereins im Besonderen oder der Schützenvereine im Allgemeinen so hervorzuheben? Ist das nicht alles die uns so oft vorgeworfene Vereinsmeierei? Nein, der Schießsport ist bekanntermaßen kein Zuschauersport. Nur im Verein findet der Sportschütze auf oft mühevoll errichteten Anlagen die Basis für die Ausübung seines Sports und nur dort erhält er die verdiente Anerkennung für seine Leistungen. Dort ist er quasi immer unter Experten. Für die Allgemeinheit sind die Schützen nur interessant, wenn sie Medaillen holen.
Das Jahr 1970 schloss damit ab, dass der Vereinsvorsitzende den Schützenkönig von 1925,
Wilhelm Sänger, für die selten erreichbare 60-jährige Mitgliedschaft im Verein ehren konnte.

1971

Im Frühjahr war es endlich soweit, der Vorsitzende konnte die Front der zur Einweihung der neuen Luftgewehrhalle angetretenen Schützenkameraden abschreiten. Was war nun gewonnen?
1) Fortschritt beim Vereinszweck Sportschießen.
Bisher konnte entweder nur auf 4 Luftgewehrbahnen oder auf 4 KK-Bahnen geschossen werden. Von nun an konnte gleichzeitig auf 8 Luftgewehrbahnen und 4 KK-Bahnen geschossen werden.
2) Fortschritt beim Vereinszweck Geselligkeit.
Für Vereinsveranstaltungen standen nun nicht mehr nur 100 qm, sondern ab sofort 200 qm zur Verfügung. Die „kleinen“ Schützenfeste – die „großen“ Zeltfeste im Dorf lohnten sich nicht mehr – konnten nun unter eigenem Dach und Fach variabel abgewickelt werden.
3) Stärkung der Vereinsfinanzen.
Der Raumgewinn führte natürlich auch zu einem höheren Vermietungsgewinn. Vereine oder Privatpersonen konnten im entfernt, aber doch in schöner Natur gelegenen Schützenheim in aller Ruhe ihre Feste feiern.

Im Sommer 1971 ereignete sich ein Wechsel in der Vereinsführung. Der in der JHV für weitere 3 Jahre gewählte Vorsitzende Hans Joachim Schumacher trat zurück. Er konnte sich in Rheinland-Pfalz beruflich verbessern. Ein Verein kann nicht erfolgreich aus der Ferne geführt werden. Ein Vorsitzender muss immer mitten im Geschehen sein, damit auftauchende Schwierigkeiten rechtzeitig angegangen werden können.
Ein neuer Vorstand mit Willi Bald als Vorsitzenden, Ulrich Wendt als Schriftführer, Rolf Stenzel als Kassierer und Ernst Dittmann als Vorsitzstellvertreter wurde gewählt.